
Die Max Grünebaum-Stiftung würdigte am Sonntag, 16. Oktober 2016, in Cottbus Künstler des Staatstheaters Cottbus mit zwei Max-Grünebaum-Preisen und einem Förderpreis. Zwei Max-Grünebaum-Preise sowie einen Förderpreis erhielten Nachwuchswissenschaftler der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus–Senftenberg (BTU Cottbus–Senftenberg).
Max-Grünebaum-Preisträger des Staatstheaters Cottbus sind die Tänzerin Greta Dato und der Sänger Ingo Witzke. Die Theatermalerin und -plastikerin Claudia Düsing erhielt den Karl-Newman-Förderpreis. Max-Grünebaum-Preisträger 2016 der BTU Cottbus–Senftenberg sind die beiden hervorragenden Nachwuchswissenschaftler Bert Kaiser und Andreas Wurm. Der Ernst-Frank-Förderpreis wurde an Philipp Richter verliehen.
Der Max-Grünebaum-Preis, der in diesem Jahr zum 20. Mal vergeben wurde, ist mit jeweils 5.000 Euro dotiert. Die Förderpreisträgerin des Staatstheaters erhält eine Theaterreise nach London, der BTU-Förderpreisträger ein Stipendium für einen Studienaufenthalt in Großbritannien.
Prof. Dr. Claus Lambrecht eröffnete an diesem Vormittag zum letzten Mal die feierliche Preisverleihung in seiner Funktion als langjähriger Vorstandsvorsitzender des Kuratoriums der Max Grünebaum-Stiftung. Auf eigenen Wunsch scheidet er mit Ablauf des Jahres aus diesem Ehrenamt aus. Am Vortag wählte das Kuratorium Prof. Dr. Thomas Stapperfend, den Vizepräsidenten des Finanzgerichts Berlin-Brandenburg, als seinen Nachfolger.
Im Rahmen der Preisverleihung wurde Prof. Dr. Claus Lambrecht in Würdigung seiner Verdienste um die Förderung von Nachwuchskünstlern zum Ehrenmitglied des Staatstheaters Cottbus ernannt.
Die Preisträger des Staatstheaters Cottbus 2016
Max-Grünebaum-Preisträgerin Greta Dato ist seit der Spielzeit 2015/16 festes Mitglied des Ballettensembles, nachdem sie zuvor bereits als Gast am Staatstheater Cottbus tätig war.
Greta Dato wurde 1993 in Piemont (Italien) geboren. Sie begann ihre Tanzausbildung schon im Alter von 3 Jahren und lernte in der Folge verschiedene Stile wie klassischen, zeitgenössischen und modernen Tanz, Hip-Hop und karibische Tänze. Ihr erstes Engagement als Solistin erhielt sie 2011 in Mailand am Balletto di Milano; ihr erster Auftritt mit dem Cottbuser Ballettensemble fand 2013 statt – als Gast in der Rolle der Julia in ROMEO UND JULIA.
Greta Dato ist eine höchst disziplinierte Tänzerin, die sich mit jeder ihrer Rollen intensiv auseinandersetzt. Dabei spielt die Stilistik für sie keine Rolle – sie ist im klassischen und neoklassischen Ballett genauso zu Hause wie im modernen Tanz. Mit ihrer unglaublichen Bühnenpräsenz inspiriert sie ihre Mittänzer und begeistert die Zuschauer, so u.a. als Odette im Tanzstück SCHWANENSEELE von Gundula Peuthert und als Solistin in den Meisterchoreografien von Uwe Scholz und Nils Christe in IM FLUSS DER ZEIT. Die Rollen ihres Repertoires sind für eine Tänzerin ihrer Generation außerordentlich bemerkenswert. Mit ihrer Leistung hat Greta Dato maßgeblichen Anteil an der künstlerischen Weiterentwicklung des gesamten Balletts.
Der Sänger Ingo Witzke erhielt den Max-Grünebaum-Preis 2016. Der Bassist ist seit der Spielzeit 2010/11 am Staatstheater Cottbus engagiert. Er zählt mittlerweile zum Stamm des Opernensembles. Der in Göttingen geborene Sänger studierte von 2003 bis 2009 an der Hochschule für Musik „Hanns Eisler" Berlin und belegte zahlreiche Meisterkurse. Der Bassist hat sich u.a. an der Komischen Oper Berlin, der Deutschen Oper Berlin, dem Théatre National du Luxembourg, der Artur Rubinstein Filharmonia Łódź und 2008 im Engagement am Theater in Hof ein umfangreiches Repertoire erarbeitet. Zudem widmet sich Ingo Witzke intensiv dem Konzertgesang, von Bachs Passionen über Mozarts Requiem bis hin zu Verdis Messa da Requiem. 2009 debütierte er am Staatstheater Cottbus als Pater Laurent in Gounods ROMÉO ET JULIETTE.
Zu seinen wichtigsten Rollen gehörten unter anderem der Gremin in „Eugen Onegin“ (Tschaikowski), Ramfis in „Aida“ (Verdi), Fafner in „Siegfried“ (Wagner), Raimondo in „Lucia di Lammermoor“ (Donizetti), Wassermann in „Rusalka“ (Dvořák), Fasolt in „Rheingold“ (Wagner), Balthazar in „Die Favoritin“ (Donizetti) und Osmin in „Die Entführung aus dem Serail“ (Mozart). Ingo Witzke wirft sich bei den Proben „voll“ ins Zeug. Er ist stets bestens vorbereitet und hat sich im Laufe der Jahre sowohl stimmlich als auch darstellerisch sehr gut entwickelt. Mit Bravour meistert er auch besondere Herausforderungen, so den Osmin in Mozarts DIE ENTFÜHRUNG AUS DEM SERAIL und den Balthazar in DIE FAVORITIN von Donizetti. Eindrucksvoll stellte er sein komödiantisches Talent im Fußball-Liederabend MÄNNER unter Beweis. In der Kinderoper SECHSE KOMMEN DURCH DIE WELT war er Publikumsliebling.
Karl-Newman-Förderpreisträgerin Claudia Düsing ist seit der Spiel-zeit 2015/2016 am Staatstheater Cottbus als Theatermalerin und Theaterplastikerin tätig. Claudia Düsing erlernte am Hans Otto Theater Potsdam den Beruf einer Bühnenmalerin und studierte im Anschluss von 2010 bis 2014 Theaterplastik an der Hochschule für Bildende Künste in Dresden. Vor und während des Studiums vertiefte sie ihre Kenntnisse bei Praktika in verschiedenen Theater- und Filmwerkstätten, u.a. am Anhaltinischen Theater Dessau, am Friedrichstadtpalast Berlin, an der Deutschen Oper Berlin, am Theatre Royal Plymouth, am Národní divadlo Prag, an den Filmstudios Babelsberg sowie in der Gipsformerei der Staatlichen Museen zu Berlin.
Claudia Düsing leistet in ihrer Profession Großartiges. Die von ihr für Jo Fabians sinfonisches Bildertheater FRANCESCO geschaffenen „Steine“ schienen den Darsteller förmlich zu zerreißen. In der Oper DIE FAVORITIN erweckte ihre „Glocke“ den Eindruck, viel zu schwer für die Chorherren zu sein. Nichts deutete darauf hin, dass sie aus Styropor geschnitzt war. Federführend verantwortlich zeichnet sie für die Umsetzung der aufwändigen plastischen Wandgestaltung im Bühnenbild von DON CARLOS. Hier wie in allen anderen Fällen sucht sie nach kostengünstigen, gewichtsverträglichen und zeitsparenden Herstellungsverfahren.
Die Preisträger der BTU Cottbus–Senftenberg 2016
Die mit jeweils 5.000 Euro dotierten Max-Grünebaum-Preise 2016 wurden an Dr.-Ing. Bert Kaiser und an Dr.-Ing. Andreas Wurm von der BTU Cottbus–Senftenberg für ihre herausragenden wissenschaftlichen Leistungen verliehen. Den Ernst-Frank-Förderpreis der BTU Cottbus–Senftenberg erhielt in diesem Jahr Philipp Richter.
Bert Kaiser schrieb seine mit dem Prädikat „summa cum laude“ bewertete Doktorarbeit zum Thema „Simulation und Charakterisierung eines neuartigen mikromechanischen elektrostatischen Aktors“ im Fachgebiet Mikro- und Nanosysteme. Die Dissertation beschäftigt sich mit der effizienten Erzeugung von Bewegungen von mikroskopisch kleinen Biegebalken. Mikroaktoren finden sich heute in unzähligen Anwendungen wie Sensoren in Airbag-Systemen, die die Beschleunigung messen oder in der Biotechnologie bei der Positionierung kleinster Zellen. Elektrostatische Antriebe werden gegenüber anderen Aktorprinzipien wie zum Beispiel elektromagnetischen Antrieben aufgrund ihrer hohen Energieeffizienz und der einfachen Integrierbarkeit mit elektronischen Schaltungen auf Siliziumscheiben stark bevorzugt.
Kaiser hat in seiner Arbeit den Nachweis erbracht, dass das vorgeschlagene, in der Fraunhofer Projektgruppe Mesoskopische Aktoren und Systeme (MESYS) konzipierte Prinzip deutlich höhere Hübe als konventionelle elektrostatische Aktoren erreicht. Seine Entwicklung ist eine Alternative zu piezoelektrischen Aktoren, die viel schwerer in Herstellungsprozesse integrierbar sind und oft Blei enthalten. Die neuen Aktoren besitzen zudem alle Vorteile der Integrierbarkeit und damit der kostengünstigen Fertigung in großen Stückzahlen. Basierend auf den Ergebnissen der Dissertation wurden bereits marktfähige Konzepte für Mikroventile, Mikropumpen und Mikrolautsprecher entworfen. Zudem wird derzeit das Potenzial für eine Ausgründung geprüft, die Mikrolautsprecher zum Gegenstand hat, die mit den neuartigen Aktoren ausgestattet und eine Neuheit am Markt sind. Die Ergebnisse der Dissertation sind in eine Publikation bei Nature Communications und mehrere Patentanmeldungen eingeflossen.
Andreas Wurm hat im Rahmen seiner Forschungstätigkeit im Fachgebiet Technische Mechanik und Fahrzeugdynamik eine herausragende Dissertation angefertigt. Die Arbeit mit dem Titel „Ein Beitrag zur robusten mehrkriteriellen Optimierung des Schaltablaufs von Automatikgetrieben“ wurde ebenfalls mit dem Prädikat „summa cum laude” bewertet.
Der moderne Antrieb von Fahrzeugen besteht aus komplexen Motor-Getriebekombinationen, die durch elektronische Kontrolleinheiten gesteuert und überwacht werden. Die Software dieser Einheiten ist so kalibriert, dass ein gewünschtes Fahrverhalten erreicht wird. Die Vielfalt der Motor-Getriebekombinationen auf dem Fahrzeugmarkt und die Komplexität der Funktionen der Steuerung des Antriebsstrangs erzeugen einen zunehmenden Aufwand bei der Getriebeabstimmung. Bisher passen Versuchsingenieure manuell die Getriebesteuerung an und testen sie in aufwändigen Fahrversuchen bis sie den Erwartungen entspricht. Automatisierte Optimierungsprozesse könnten diese Arbeit nun erleichtern oder sogar ersetzen. Andreas Wurm stellte in seiner Dissertation heraus, dass die automatisierte Suche nach optimalen Lösungen die Qualität des Schaltablaufs und die Effizienz des Getriebe-Abstimmungsprozesses steigern und somit dem stetig wachsenden Aufwand Rechnung tragen kann. Die untersuchten Optimierungsmethoden sind nicht nur für die simulationsbasierte automatisierte Getriebeapplikation, sondern auch für Prüfstands- oder Fahrversuche geeignet.
Für den Ernst-Frank-Förderpreis der BTU Cottbus–Senftenberg wurde in diesem Jahr Philipp Richter ausgewählt. Als Student im Bachelor Studiengang Biotechnologie war er Mitglied im „Lausitzer Biotech e.V.“, einer Initiative von Studierenden und Mitarbeitern zur Förderung der Biotechnologie in der Region. Seine Bachelorarbeit schrieb er am Deutschen Krebsforschungszentrum. Nach seinem Abschluss wechselte er in den gleichnamigen Master-Studiengang mit dem Schwerpunkt „Cell Biology“. In beiden Studiengängen überzeugte er durch sein großes Interesse und Engagement über die Anleitung der Dozenten hinaus. Seine Masterarbeit im Bereich der individualisierten Medizin wird er an der University of Oxford am Ludwig Institute for Cancer Research anfertigen. Thema der Arbeit sind kleinste genetische Veränderungen mit deren Hilfe die Diagnose und die Therapie von Patienten verbessert werden könnten.
pm/red
Bild: Die Preisträger der Max Grünebaum-Preisverleihung 2016 (v.l.n.r.): Dr.-Ing. Andreas Wurm, Philipp Richter, Dr.-Ing. Bert Kaiser, Greta Dato, Tänzerin, Claudia Düsing, Theatermalerin und -plastikerin, Ingo Witzke, Sänger; Foto: Marlies Kross